Die klinische Hypnotherapie basiert auf dem Menschenbild, dass jeder Mensch die Ressourcen zur Veränderung und Problemlösung in sich trägt. Somit versteht sie sich als psychotherapeutisches Verfahren, um der Patientin/dem Patienten einen Zugang zu den eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu öffnen und ihre/seine mentale Flexibilität zu erweitern. Neben der klassischen Hypnose kommen weitere therapeutische Methoden zur Beeinflussung mentaler und physiologischer Prozesse zum Einsatz.
Eine hypnotische Trance wird von den meisten Menschen als angenehmer, wohltuender Zustand tiefer Entspannung erlebt. Dabei tritt das kritisch-rationale Denken (das manchmal bei dem Finden innovativer Lösungen auch hinderlich sein kann) in den Hintergrund, während eine bildhafte Informationsverarbeitung einsetzt und Vorstellungen und Phantasien auf allen Sinneskanälen aktiviert werden. Die Aufmerksamkeit wird auf das momentane Erleben der inneren Wirklichkeit gerichtet, es entsteht eine Distanzierung vom Alltagsbewusstsein mit seinen gewohnheitsmäßigen Bewertungen und Bedeutungszuschreibungen. Auch physiologisch kommt es zu einer Entspannungsreaktion (Herzschlag, Atmung, Blutdruck).
Durch all diese Phänomene ist es möglich, überraschende Erkenntnisse bewusst werden zu lassen, neue kreative Lösungen für Probleme zu finden, durch wohltuende Vorstellungen eigene Ressourcen zu stärken, sich auf bevorstehende schwierige Situationen vorzubereiten und Heilungsprozesse in Gang zu setzen.
Eine spezielle psychotherapeutische Interventionsmöglichkeit stellt die Kombination der
Ego States Therapie mit Hypnose dar. Dieses Vorgehen beruht auf der Grundannahme und dem Erleben, dass jeder Mensch natürlicherweise aufgrund wiederholter Erfahrungen in verschiedenen Lebensabschnitten und Situationen über verschiedene Facetten, Aspekte, Teile (Ego States) seiner Persönlichkeit verfügt – mit je eigenen Arten und Weisen zu fühlen, zu handeln, zu denken und körperlich zu reagieren. Diese verschiedenen Teile sind grundsätzlich wertvoll und erfüllen wichtige Aufgaben und Funktionen, die für den Menschen hilfreich, wohltuend und (überlebens-) notwendig sind (oder zumindest zu bestimmten Zeiten im Leben waren). Allerdings können sie mitunter auch widersprüchliche Ziele verfolgen und/oder miteinander im Konflikt stehen oder aufgrund veränderter Erfordernisse im gegenwärtigen Alltag des Menschen auch eher hinderlich oder sogar destruktiv wirken. In der therapeutischen Arbeit geht es darum, sich die verschiedenen Teile der Persönlichkeit bewusst zu machen, sie genauer kennen und verstehen zu lernen und die Kooperation und Koordination der Teile untereinander zu verbessern. Da sich die Teile auf den verschiedenen Ebenen des menschlichen Erlebens (emotional, gedanklich und körperlich) bemerkbar machen und auswirken, werden auch körperorientierte therapeutische Angebote in die Therapie einbezogen. Dazu können Übungen zur Fokussierung der Wahrnehmung auf das Körpererleben und mit Ihrem Einverständnis auch spezifische therapeutische Berührungen gehören.
Es liegen wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit von Hypnose und Hypnotherapie in folgenden Anwendungsbereichen vor: Angst, Depression, Traumafolgestörungen, Verhaltensproblemen (wie Nägelkauen, Rauchen, ungünstigem Essverhalten), somatoformen und psychosomatischen Störungen und zur Stressbewältigung. Im medizinischen Bereich kann Hypnose lindernd und unterstützend eingesetzt werden in der Behandlung von chronischen Schmerzen, Morbus Crohn, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hauterkrankungen, Asthma und bei Krebserkrankungen, in der Chirurgie und Geburtshilfe.
Hypnose und Hypnotherapie wird von uns in Ergänzung zur kognitiven Verhaltenstherapie in Absprache mit Ihnen und in ausgewählten Bereichen eingesetzt.